Der Nürburgring ist eher in Sachen Motorsport bekannt, dass man sich darauf auch 24 h die Zeit mit etlichen malen im Kreis radeln vertreiben kann, haben einige TV'ler am vergangenen Wochenende bewiesen. Susi, Curt, Torsten, und Andre waren mit von der Party. Wobei das Team um Curt erstaunlicher 5.ter wurde.
24 Stunden durch die Grüne Hölle…
… hieß es am ersten Augustwochenende für einige Verrückte vom TV Dresden. Am späten Freitagnachmittag machten wir uns auf den Weg zum 570km entfernten Nürburgring, welchen wir 23:15Uhr erreichten: zu spät! Die Tore waren da schon eine Viertelstunde geschlossen, so dass wir eine ungemütliche Nacht im Auto bzw. im Zelt verbrachten. Am Samstagmorgen konnten wir unsere Parzellen beziehen, welche die nächsten 24h unsere Wechsellager darstellten.
Die Männer waren mit zwei Teams am Start, welche sich gegenseitig pushten. Im Team vom TV Dresden, welches für das Bikeland 262 startete, waren Torsten, Curt und André, und wurden verstärkt durch Kersten. Ich bin über viele Ecken in ein Mädelteam (www.active-coach.de-ladies) gerutscht, wessen Besetzung sich durch äußerst kurzfristige Absage einer Radfahrerin dann noch umstellte.
Nach dem Kennenlernen und dem reichhaltigen Frühstück ging es erstmal in den Start-/ Zielbereich, um alles zu erkunden. Einige nutzten die Gelegenheit mit den günstigen Messepreisen, um ihren Sportschrank noch weiter zu strapazieren.
Die letzten Vorbereitungen wurden getroffen: Luft im Mantel kontrolliert, kleine Steinchen entfernt, Fahrrad geputzt (oder einfach nur abgedeckt, damit man den Dreck nicht sieht), Flaschen gefüllt usw. Die verschiedenen Taktiken wurden dargestellt, heftig diskutiert und dann doch verworfen. Wie bestreitet man am Besten so ein Event? Die Männer setzten auf eine 2 Runden-Strategie. Bei uns Mädels kam nur eine 1 Runden-Strategie in Frage. Wir alle waren sehr aufgeregt, motiviert und wussten nicht so Recht, was auf uns zukommen wird…
13:20 Uhr fiel der Startschuss und von da an hieß es für alle Teilnehmer so viel Runden in 24 Stunden zu schaffen wie möglich. Eine Nordschleifenrunde ist 23,35km lang…was ja nicht sonderlich viel ist…schließlich sind die, wie bei der Sprintdistanz ganz schnell abgespult…allerdings hat eine Runde auch mehr als 500 Höhenmeter, die man auch erstmal im Wettkampftempo überwinden muss! Dementsprechend gab es auch jede Menge (teils gefährliche) Abfahrten, bei denen die „Schwereren“ unter uns, knapp an die 100km/h-Marke kamen. Ich sag ja: Verrückte!
Die erste Runde war für jeden zum flotten Erkunden da, bummeln durfte dabei aber keiner. Die Pausen, die bei den Männern ja um einiges länger waren, wurden wie folgt genutzt: ausrollen, duschen, essen, schlafen, einrollen…hat aber auch individuell variiert. Schließlich war zum Duschen später auch noch Zeit…und eine kalte Dusche war nicht für jeden sehr verlockend! Sich nach dem Schlafen wieder munter zu machen und zu motivieren, um wieder volle Leistung zu bringen, war nicht immer ein Kinderspiel. Alle funktionierten eher wie Maschinen und waren manchmal nicht ansprechbar. Wir Mädels wurden durch unseren Betreuerstab immer mit warmen Essen versorgt, so dass wir nur noch kauen brauchten (Vielen Dank dafür!). Die Pausen von uns Mädels waren zwar kürzer, so dass es unmöglich war, richtig zu schlafen, aber dafür konnten wir bei jeder Runde voll rein halten. 2 Runden am Stück hätten uns wahrlich keinen Vorteil gebracht und außerdem konnten wir wohl unser Kraftkontingent besser einschätzen: Einige von den Männern hatten wegen Selbstüberschätzung mit Schüttelfrost und Nahrungsverweigerung zu kämpfen! Männer halt!
Wir alle hatten unsere Handys mit auf der Strecke, damit im Fall der Fälle das Team benachrichtigt werden und handeln kann. Kurz vor 21Uhr rief Anja an, sie könne unmöglich mehr weiterfahren, ihre Platte vom Schuh ist gebrochen. Ich war an der Reihe…und lag noch im Schlafsack. Das Rad war weitestgehend vorbereitet, ausgestattet mit Licht, nun hieß es also Ruhe bewahren. Unnütze Aufregung bringt keinem was! Mein Team half mir bei den letzten Vorbereitungen und so konnte ich die Fahrt rasch aufnehmen. Das Servicefahrzeug war schon bei Anja, ich nahm ihr den Transponder ab, und sie wurde mit dem Auto ins Ziel gebracht. Später hat sich herausgestellt, dass ihre Platten ausverkauft sind, so dass wir unsere Reihenfolge umstellen mussten, damit sie meine Schuhe und meine Pedalen nehmen konnte. Zum Glück blieb es bei dieser einen Panne, diese hatte uns aber immerhin 20 Minuten gekostet. Die Männer kamen ohne Probleme durch.
Nun war es ja schon Nacht geworden und die Strecke brachte weitere Herausforderungen zum Vorschein. Nur die ganz gefährlichen Abfahrten wurden ausgeleuchtet, der Rest nicht. Man war voll und ganz auf seine Radbeleuchtung angewiesen. Zwar kannte man die Strecke inzwischen einigermaßen, teilweise war es dennoch Russisch Roulette: links oder rechts? Als es wieder gen Morgen ging, kamen auch noch Wind und Regen hinzu. Es bildete sich zwischenzeitlich ein richtiger Wasserfilm auf der Strecke, was das Fahren durch die Schikanen nicht unerheblich riskanter machte…aber schließlich hatten die anderen Teams ja die gleichen Bedingungen. Zwischendurch erkundigten sich die Teams nach den bisherigen Platzierungen, es sah besser aus als alle dachten. Die Männer waren auf Platz 6 und wir Mädels auf dem 4. Platz! Das spornte uns natürlich noch weiter an.
Es ging so allmählich auf das Ende zu und man merkte wie die Kraft versiegte, man die Anstiege nicht mehr so leicht hochklettern konnte, sich mehr und mehr auf sich konzentrieren musste, damit keine Fahrfehler passierten (bei diesen Abfahrten wäre das fatal!)…die Spritzigkeit der ersten Runden war schon lange verflogen. Man versuchte in den Pausen sich durch Dehnübungen und Massagen wieder fit zu machen, aber selbst das hilf dann nicht mehr. Man hatte Glück, wenn sich ein Windschattenpartner fand, mit dem man sich gut abwechseln konnte und so auch mal kurze Pausen auf der Strecke hatte, ohne Zeit einzubüßen. Dieses große Glück hatte ich ein paar Mal und so bekam ich am Ende der Runde nicht selten ein: „Danke, Susi!“ zu hören. Selbst auf der Strecke wurde man von den Windschattenpartnern angefeuert, wenn sie merkten, dass ich das Tempo nicht mehr mitgehen kann…echt unglaublich! Da beißt man eben noch einmal mehr die Zähne zusammen…und kämpft sich zum Wechsel. Bei den Männern lief das zum größten Teil anders…sie waren mehr Gegner und kämpften gegeneinander und nicht miteinander, so dass sie zwar auch jemandem im Windschatten hatten, derjenige aber nicht gewillt war, selber Arbeit zu leisten.
Zum Ende hin wurde der Wind auch immer stärker und man musste sich gerade in den Abfahrten an dem Lenker regelrecht festkrallen. Auch hatte man das Gefühl, das keiner mehr auf der Strecke war, der einem mit Windschatten helfen kann und so musste man sich die letzten Kilometer alleine durchkämpfen, was dann schon sehr wehtat und der Körper gewillt war zu krampfen. Bei der letzten Runde, die Torsten und ich jeweils für unsere Teams fuhren, verschossen wir noch unsere letzten Körner. Im Ziel wurden wir dann von unseren Teamkollegen freudestrahlend in Empfang genommen. Da wusste man dann: wir haben es geschafft. Wir haben an einem 24 Stunden-Rennen auf dem Nürburgring teilgenommen und haben es erfolgreich geschafft! Das war ein unglaubliches Gefühl!
Kurz darauf erfuhren wir, dass wir tatsächlich noch den 3. Platz geholt hatten, was uns nicht minder freute! Die Männer verteidigten ihren 6. Platz bravourös…und wie sich in der Woche darauf noch herausstellte, belegten sie sogar den 5. Platz. Wenn man bedenkt, dass bei den Männern über 460 Teams an den Start gegangen sind…ist das absolut respektabel und einen Kniefall wert! Das zweite Männerteam (Team OSL-Bikerarsch) belegte den erstaunlichen 72. Platz. Aber auch wir Mädels sind nicht zu verachten. Bei uns waren zwar nur 30 Teams am Start, aber davon haben gerade mal 11 das Rennen beendet. Daran sieht man, was man da für Strapazen auf sich nimmt. Um bei so einem Event mitzumachen und vorne mit dabei ist, muss man schon ganz schön verrückt sein!
Das war auf jeden Fall ein wunderschönes sportliches Ereignis, an dem wir da teilgenommen haben, aber es gibt auch einige Dinge, die nicht so toll waren. Es wurden keine Räder kontrolliert: obwohl Lenkeraufsätze, Zeitfahrräder und Zeitfahrlaufräder verboten waren, fuhren damit einige das Rennen. Das fanden wir nicht sehr fair. Auch ließ die Siegerehrung zu wünschen übrig. Sie zeigten einen Film von dem Rennen, allerdings ohne Ton. Die Sprecher verstand man kaum, so dass nicht nachzuvollziehen war, wer jetzt für was geehrt wurde. Auch die Preise waren merkwürdig verteilt. Wir bekamen neben einer Flasche Sekt, ein kleines Fahrradschloss und einen MTB-Mantel…ohne Worte! Das war sehr ärgerlich…und umtauschen war auch nicht möglich. Im Großen und Ganzen ist dieses aber ein gelungenes Event, welches wir sicherlich nicht zum letzten Mal bestritten haben! Ergebnisse gibt es hier.
Sportlichste Grüße im Namen aller, die mit waren.
Die Susi